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Nothilfe-Organisation appelliert an neue Bundesregierung

Till Rummenhohl und Klaus Vogel u.a. bei der Pressekonferenz in Berlin.
Laurin Schmid / SOS Humanity

Berlin 5. Mai 2025. Seit 10 Jahren rettet die Seenotrettungsorganisation SOS Humanity Flüchtende aus Seenot auf dem Mittelmeer. Zum Jubiläum zieht sie Bilanz und kritisiert, dass die EU und ihre Mitgliedsstaaten bis heute kein europäisches Seenotrettungsprogramm eingerichtet haben. SOS Humanity hat seit Gründung am Anfang Mai 2025 einen politisch gewollten Rückschritt für Menschenrechte, Völkerrecht und Europas Werte auf dem Mittelmeer beobachtet. Ein heute veröffentlichter und vorgestellter Bericht „Grenzen der (Un-)Menschlichkeit“ stellt die zunehmende Auslagerung des Grenzmanagements Europas an Libyen und Tunesien in den Fokus. SOS Humanity hat in zahlreichen Augenzeugenberichten Geretteter die dramatischen Folgen für über das Mittelmeer Flüchtende festgehalten. Die Erlebnisse der Schutzsuchenden stehen im Kontrast zu den angekündigten Abschottungsmaßnahmen der neuen Bundesregierung, welche die Organisation kritisiert. 

Friedrich Merz, der morgen als Bundeskanzler vereidigt wird, sagte noch im Juli 2020 angesichts der Zehntausenden Toten im Mittelmeer: „Seenotrettung ist eine staatliche Aufgabe, und die kann man nicht Nichtregierungsorganisationen allein überlassen.“ Medienberichten zufolge erklärte Merz, die Politik dürfe sich nicht aus der humanitären Verantwortung stehlen und müsse langfristige und tragfähige Lösungen suchen.*

SOS Humanity fordert die Übernahme der Rettungsverantwortung im zentralen Mittelmeer durch die EU und ihre Mitgliedstaaten seit Gründung der Seenotrettungsorganisation im Jahr 2015. „Kein einziges Wort findet sich im Koalitionsvertrag zur Seenotrettung – nicht zur staatlichen Verantwortung, nicht zu einem europäischen Rettungsprogramm, nicht zur Unterstützung zivilgesellschaftlicher Initiativen“, kritisiert Till Rummenhohl, Geschäftsführer von SOS Humanity. „Die politisch verursachte, humanitäre Dauerkrise vor Europas Haustür wird bewusst ignoriert – mit tödlichen Folgen. Deutschland ist nicht nur Zuschauer, sondern aktiver Mitgestalter einer europäischen Abschottungs- und Auslagerungspolitik. Seenotrettung wird behindert und Schutzsuchende werden systematisch in lebensbedrohliche Situationen zurückgedrängt.“ 

Der Gründer von SOS Humanity, Klaus Vogel, über die Anfänge der zivilen Seenotrettung im Mittelmeer 2015: „Unsere Hoffnung damals war, dass wir mit einem großen Rettungsschiff die europäischen Regierungen aufrütteln und zur Humanisierung der Migrationspolitik und zur Wiederaufnahme der Seenotrettung bewegen könnten. Seitdem haben wir Tausende erschöpfte, verletzte und verzweifelte Menschen gerettet“, so der Kapitän und Historiker. Unsere Erwartung, die europäischen Regierungen dazu zu bringen, Flüchtende als Mitmenschen zu begreifen und ihre Rettung im Mittelmeer als selbstverständliche Pflicht Europas anzuerkennen, hat sich nicht erfüllt.“ Die Organisation wurde 4. Mai 2015 als SOS Mediterranee Deutschland von Klaus Vogel gegründet, hat sich im Januar 2022 zu SOS Humanity umbenannt und in zehn Jahren insgesamt über 38.500 Menschen im Mittelmeer gerettet.

242 Millionen Euro hat die EU in 10 Jahren für die Auslagerung des Grenzmanagements an der südlichen Außengrenze der EU ausgegeben. Das belegt der heute von SOS Humanity veröffentlichte Bericht mit dem Titel „Grenzen der (Un)-Menschlichkeit“. Autor und SOS Humanity-Mitarbeiter Sasha Ockenden: „Die von uns an Bord unseres Rettungsschiffes aufgenommenen und im neuen Report publizierten 64 Augenzeugenberichte dokumentieren die Folgen dieser Politik: tausendfache Menschenrechtsverletzungen, Ausbeutung, Gewalt und Tod. Auch von Kindern. Das ist nicht nur zutiefst inhuman, ein EU-Seenotrettungsprogramm wäre zudem kostengünstiger.“

Die Crew der Humanity 1 hat in der Nacht zum 1. Mai 68 Menschen aus Seenot gerettet. Diese werden heute im Laufe des Tages in den zugewiesenen Hafen von La Spezia im Norden Italiens an Land gebracht – fast fünf Tage Fahrtzeit vom Ort der Rettung entfernt. 

*ZDF-Talkshow mit Dunja Hayali vom 7. Juli 2020, Zitate aus PRO-Medienmagazin, 31.07.2020Content here

Raue dunkle See bei Unwetter
Judith Buethe / SOS Humanity
Informationen und Links
Vollständiger Bericht

Lesen Sie hier den vollständigen Bericht  (auf Deutsch): „Grenzen der (Un-)Menschlichkeit“

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Unter diesem Link finden Sie Reden, Zitate, Zahlen & Fakten, Chronologie, Audio- u. Video-Augenzeugenberichte Geretteter u.v.m.:
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10 Jahre SOS Humanity & Seenotrettung im Mittelmeer

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Bild- und Videomaterial für redaktionelle Zwecke der Rettungseinsätze von SOS Humanity seit 2022 finden Sie unter diesem Link. Bitte nennen Sie bei Verwendung Name Fotograf*in / SOS Humanity.  

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