MeetTheTeam: Michael, Notfallsanitäter

Michael Rettungsanitater Humanity 1
Arez Ghaderi / SOS Humanity

Michael arbeitet als Notfallsanitäter und hat unser operatives Team in medizinisch-organisatorischer Hinsicht unterstützt. Außerdem ist er in einer unserer SOS Humanity-Freiwilligengruppen aktiv.

Im Sommer 2019 war er als Rettungsteammitglied auf der Ocean Viking. Diesen August geht er zum ersten Einsatz der Humanity 1 als Notfallsanitäter an Bord. Wir haben mit ihm gesprochen. #MeetTheTeam

Michael, danke, dass du dir Zeit nimmst! Du wirst an Bord der Humanity 1 gehen:

„Was genau sind deine Aufgaben?“

„Wir werden als medizinisches Team die Versorgung der Geretteten entsprechend unserer Möglichkeiten sicherstellen. Das Aufgabenfeld variiert dabei zwischen einer Ersteinschätzung und der anschließenden Versorgung. Außerdem stellen, Trainings mit der gesamten Crew und organisatorische Aufgaben einen relevanten Teil der Arbeit dar.“

„In welcher gesundheitlichen Verfassung sind die geretteten Menschen, wenn sie an Bord kommen? Und wie wird die medizinische Erstversorgung auf der Humanity 1 sichergestellt?“

„Das lässt sich nicht pauschal sagen. Zum einen können wir auf akute Notfälle treffen. Zum anderen gibt es Faktoren im Rahmen der Flucht, die den Gesundheitszustand aller Geretteten beeinflussen. Dazu gehören Dehydration oder Wunden, die insbesondere durch das aggressive Gemisch aus Salzwasser und Benzin entstehen, welches sich häufig am Boden der Boote sammelt. Auch Seekrankheit tritt häufig auf.

Darüber hinaus hatten die Menschen oft länger keinen Zugang zu angemessener medizinischer Versorgung. Das ist bezogen auf Schwangerschaften, chronische Erkrankungen und ältere Verletzungen natürlich ein Problem. Physische und psychische Folgen durch Folter und / oder sexualisierte Gewalt sind alles andere als selten.

Dieses breite Spektrum an medizinischen Bedarfen, kann auch auf einem gut ausgerüsteten Schiff wie der Humanity 1 nicht abschließend versorgt werden. Aber wir stellen mit unserem Team eine Notversorgung sicher, indem wir verschiedene Disziplinen zusammenbringen. Das heißt konkret, dass wir jeweils eine Person mit ärztlichen, rettungsdienstlich-/pflegerischen, geburtshilflichen und psychologischen Hintergründen im Team haben und zusätzlich noch die Position der/des Schutzbeauftragte*n.“

„Aus medizinischer Sicht: Was würdest du politischen Entscheidungsträger*innen gerne sagen?“

„Ich habe keine Worte mehr dafür, wie untragbar ich die Situation finde. Das Traurige ist, dass sich die Antwort auf diese Frage seit Jahren nicht ändert. Klar brauchen wir ein europäisches Such- und Rettungsprogramm, einen transparenten Ausschiffungsmechanismus, ein Ende der Kriminalisierung von ziviler Seenotrettung und die Einhaltung geltenden See- und Völkerrechts. Wir dürfen auch nicht müde werden, das zu betonen. Klar ist auch, dass der Krieg in der Ukraine, die Pandemie, der Klimawandel und andere Krisen Aufmerksamkeit erfordern, sowie Handlungsbedarf implizieren.

Aber in Bezug auf die Situation im Mittelmeer und in den libyschen Lagern will ich einfach nur ernsthaft fragen: Warum? Warum immer noch? Ich finde darauf keine vernünftige Antwort. Daher ist für mich, insbesondere vor dem Hintergrund der Unterstützung der sogenannten libyschen Küstenwache und der fortschreitenden Abschottung, Absicht anzunehmen. Dann sind die Ursachen schlicht Populismus, Rassismus und Gleichgültigkeit und das macht mich wirklich wütend.“

„Was bedeutet Menschlichkeit für dich?“

„Menschlichkeit bedeutet für mich, das eigene Handeln zumindest in Ansätzen zu reflektieren und sich zu fragen, wie das Empfinden einer Situation bei vertauschten Rollen wäre. Und sich dementsprechend respektvoll gegenüber der eigenen Umwelt zu verhalten: Gegenüber Menschen und Tieren und ihrer Lebensgrundlage.“

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Photo credits: Arez Ghaderi / SOS Humanity

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