MeetTheTeam: Rocco, Such- und Rettungskoordinator

Rocco, Einsatzleitung auf der Humanity 1
Arez Ghaderi / SOS Humanity

Rocco ist beim ersten Einsatz der Humanity 1 der Such- und Rettungskoordinator (SarCo) an Bord. Bevor er in der zivilen Seenotrettung aktiv wurde, arbeitete er in italienischen Einwanderungszentren und offiziellen Lagern, die aus früheren inoffiziellen Lagern entstanden.
Bevor wir in das zentrale Mittelmeer aufbrechen, haben wir Rocco gebeten, uns einige Fragen zu beantworten. #MeetTheTeam

Lieber Rocco, vielen Dank für deine Zeit! Wir freuen uns sehr, dass du Teil unseres Teams an Bord bist! Das Wichtigste zuerst:

„Was waren deine Gründe, dich für die zivile Seenotrettung zu engagieren?“

„Zu Beginn hat mich die Berichterstattung in den Medien dazu bewegt: Ich sah, wie viele Menschen im Mittelmeer starben und fragte mich: Warum? Warum passiert so etwas im Mittelmeer? Also beschloss ich, Teil der zivilen Seenotrettung zu werden, um so viele Menschen wie möglich zu retten und begann meinen ersten Einsatz im Februar 2017.

Der zweite Grund, und auch der Grund, warum ich weiter dabei bin, ist folgender: Ich verstehe viel besser, was vor Ort passiert. Darüber möchte Zeugnis ablegen und mein Wissen über die Menschenrechtslage auf See aus erster Hand mit den europäischen Bürger*innen teilen.

Mit meiner Position als SarCo an Bord der HUMANITY 1 habe ich nun die Möglichkeit und die Verantwortung, ein starkes Such- und Rettungsteam aufzubauen. Ich freue mich sehr darauf, all mein Wissen und meine fünfjährige Erfahrung mit der neuen Besatzung an Bord zu teilen. Ich bin stolz und glücklich, Teil des SOS-Humanity-Teams zu sein und Leben auf See zu retten.“

Was genau sind deine Aufgaben an Bord?

„Meine Aufgabe an Bord ist die des Such- und Rettungskoordinators. Ich leite ein Team von Freiwilligen und maritimer Crew an Bord der Humanity 1 in Zusammenarbeit den Koordinator*innen für Versorgung und Kommunikation und basierend auf den Sicherheitsanweisungen des Kapitäns.

Gemeinsam als Such- und Rettungsteam warten und reparieren wir die gesamte Ausrüstung, die wir für unsere Einsätze benötigen; zum Beispiel die schnellen Rettungsboote (RHIBs) oder Rettungsinseln.

Während des Rettungseinsatzes nehme ich eine erste Einschätzung vor und entscheide, welches die beste Vorgehensweise ist, um die Menschen in Seenot zu retten. Jede Rettung ist völlig anders und bedarf einer genauen Beurteilung. Diese ist abhängig vom Wetter, der Situation an Bord des in Not geratenen Bootes, dessen Qualität und Seetüchtigkeit. Wichtig ist, sich auf die Situation einzustellen und gleichzeitig zu wissen, dass sie sich jeden Moment ändern kann.

Darüber hinaus unterstützt das SAR-Team die Teams, die die (medizinische) Betreuung der Geretteten sicherstellen, an Deck.“

„Du hast erwähnt, dass jeder Rettungseinsatz eine genaue Bewertung erfordert und bist selbst seit vielen Jahren in der Seenotrettung aktiv: Was ist deiner Meinung nach die wichtigste Lektion, bei einem Einsatz beachtet werden sollte?

Verliere keine Zeit. Denn eine Sekunde kann den Unterschied zwischen Tod und Leben ausmachen.

„Du bist seit Jahren in der zivilen Seenotrettung aktiv, was sich manchmal sehr anstrengend anfühlen muss. Was treibt dich an, und was hältst du von der Tatsache, dass es immer noch zivile Rettungsschiffe sind, die die Lücke an Such- und Rettungskapazitäten im zentralen Mittelmeer füllen?“

„Wir sprechen hier über Menschen, die auf dem Meer sterben. Es geht nicht um eine Entscheidung für oder gegen einen Job oder eine politische Einstellung.

Es ist nicht die Arbeit an sich, die mich ermüdet. Es ist der Anblick von Menschen, die im Mittelmeer leiden und sterben, der mich müde macht. Ich spreche davon, Menschen zu sehen, die unter akutem Stress stehen, die erschöpft sind und ohne Hilfe von außen keine Überlebenschance haben.

Mein Ziel ist es, diese Menschen zu retten.

Deshalb bin ich hier; um Menschen zu retten! Ich bin nicht hier, um mit Politiker*innen zu streiten. Das Einzige, was mich müde macht, ist der Kontext, der dahintersteht.“

Was verbindest du mit dem Begriff „Menschlichkeit“?“

Menschlichkeit ist ein Gefühl. Man wird als Mensch geboren, das ist nichts, was man lernt.

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Photo credits: Arez Ghaderi / SOS Humanity

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