Meldung des Seenotfälle: von der Crew während der Suche entdeckt
Ort: libysche Such- und Rettungszone, rund 166 Kilometer von der libyschen Küste entfernt
Zustand der Boote: zwei seeuntaugliche, überbesetzte Boote ohne Rettungsausrüstung, zwei unbekannte Boote befanden sich in der Nähe
Anzahl der Menschen: 104
Medizinischer Zustand: Die Überlebenden waren schwach und unterkühlt sowie teilweise psychisch katatonisch oder verletzt. Einige waren seekrank und litten unter unkontrolliertem Erbrechen, eine Person hatte hohes Fieber.
Kommunikation mit den Behörden:
Um 08:24 Uhr MESZ sichtete die Crew der Humanity 1 zwei Boote. Um 08:36 Uhr MESZ identifizierten Crewmitglieder in einer ersten Einschätzung von der Brücke ein Boot mit ca. 20 Personen und ein weiteres Boot mit ca. 3 Personen. Um 08:45 Uhr MESZ informierte der Kapitän der Humanity 1 die libyschen, maltesischen und italienischen Rettungsleitstellen per E-Mail über die potenziellen Seenotfälle und die Absicht, gemäß geltendem Seerecht Hilfe zu leisten. Nach der Beurteilung der Rettungscrew der Humanity bestätigte der Kapitän den Notfall gegenüber den zuständigen Rettungsleitstellen per E-Mail: ca. 30 Personen an Bord eines seeuntüchtigen Bootes, keine Rettungsausrüstung, keine Rettungswesten. Die Crew leitete die Rettung ein. Das andere Boot blieb unidentifiziert und hielt sich einige Seemeilen entfernt auf.
Um 09:00 Uhr MESZ entdeckte die Crew an Bord des Schnellbootes von SOS Humanity ein drittes Boot in ca. 1,5 Seemeilen Entfernung, das sich dem Rettungsschiff Humanity 1 näherte. Die Crew fuhr daraufhin mit dem Schnellboot zu dem Boot und bestätigte einen zweiten Seenotfall: ca. 30 Personen an Bord eines seeuntüchtigen Bootes, keine Rettungsausrüstung, keine Rettungswesten. Das Schnellboot kehrte anschließend zum ersten Notfall zurück, um die Rettung fortzusetzen und abzuschließen.
Um 09:12 Uhr MESZ beobachtete die Crew, wie sich das unidentifizierte Boot, das sich zuvor in der Nähe des ersten Seenotfall aufgehalten hatte, nun dem zweiten Seenotfall näherte. Einige Minuten später entdeckte die Crew, dass sich sieben Personen vom zweiten Boot in Seenot im Wasser befanden. Das unidentifizierte Boot befand sich währenddessen daneben. Die Crew rettete alle sieben Personen aus dem Wasser. Das Boot in Seenot bewegte sich auf die Humanity 1 zu.
Um 09:19 Uhr MESZ sichtete die Crew ein viertes Boot in der Ferne. Zur selben Zeit entdeckte die Crew eine Person, die aus dem zweiten Boot in Seenot in der Nähe des Hecks des Rettungsschiffes Humanity 1 über Bord ging. Die Crew rettete die Person aus dem Wasser. Zwei weitere Personen wurden in der Nähe des Hecks der Humanity 1 über Bord gemeldet. Beide Personen wurden von der Crew gerettet.
Um 09:23 Uhr MESZ bewegte sich das zweite Boot in Seenot auf einem unregelmäßigen Kurs, bis es neben der Humanity 1 zum Stillstand kam. Menschen begannen, auf das Rettungsschiff zu klettern.
Um 09:30 Uhr MESZ informierte der Kapitän des Rettungsschiffes Humanity 1 die libyschen, maltesischen und italienischen Rettungskoordinierungszentren per E-Mail über den zweiten Seenotfall und über die geplante Einleitung von Rettungsmaßnahmen.
Wenige Minuten später waren fast alle Personen aus dem ersten Boot in Seenot an Bord des Rettungsschiffes Humanity 1 gebracht worden. Vier maskierte Personen lehnten Hilfe ab. Um 09:37 Uhr MESZ stiegen zwei maskierte Personen von diesem Boot auf das zweite Boot in Seenot, das zu diesem Zeitpunkt leer war.
Um 09:40 Uhr MESZ waren alle Personen des zweiten Bootes in Seenot an Bord des Rettungsschiffes Humanity 1 gebracht worden.
Unsere Schnellboote blieben aufgrund der laufenden Lagebeurteilung zum vierten Boot im Wasser. Doch die Crew verlor den Sichtkontakt zu dem Boot. Um 09:58 MESZ wurde das Boot erneut gesichtet. Kurz darauf bewegt sich das Schnellboot der Humanity 1 in Richtung des unbekannten Boots. Nach einer kurzen Fahrt in Richtung des unidentifizierten Bootes bestätigte die Crew, dass das Boot seinen Kurs änderte und mit voller Geschwindigkeit wegfuhr.
Um 10:19 Uhr MESZ waren beide Schnellboote wieder an Bord der Humanity 1.
Um 10:33 Uhr MESZ informierte der Kapitän die libyschen, maltesischen und italienischen Rettungsleitstellen darüber, dass die Rettungen der beiden Boote in Seenot abgeschlossen waren, und fragte die Zuweisung eines sicheren Ortes für die 104 Überlebenden an.
Um 14:57 Uhr MESZ wies die italienische Rettungsleitstelle Bari als sicheren Ort für die Ausschiffung der Überlebenden zu – etwa 1.100 km vom Ort der Rettung entfernt.