Kurs auf Seenotrettung

10 Argumente für Seenotrettung
Hier findest du 10 Argumente, warum zivile Seenotrettung auf dem zentralen Mittelmeer wichtig ist. Mit ihrer Hilfe kannst du spannende Diskussionen führen und gegen rechte Hetze und Falschinformationen vorgehen. Die Argumente gibt es auch als Argumentationshilfe. Bestelle jetzt unser Aktionspaket und wir liefern dir diese und weiteres Aktionsmaterial druckfrisch zu dir nach Hause.

Weil Seenotrettung Pflicht ist.
Die Rettung von Menschen aus Seenot beruht auf einem klaren Rechtsrahmen. Jede*r Kapitän*in und jeder Küstenstaat sind dazu verpflichtet, Menschen in Seenot zu retten bzw. Seenotfälle zu koordinieren. Die Überlebenden müssen an einen sicheren Ort an Land gebracht werden – ungeachtet ihrer Nationalität, ihres Status oder der Umstände, in denen sie sich befinden. Das Seerecht gilt als das älteste Völkerrecht der Welt. Es wird durch internationale Verträge wie das Seerechtsübereinkommen der Vereinten Nationen, definiert.

Weil Flucht unausweichlich ist
eit jeher gibt es Flucht und Migration von Menschen. Grund dafür sind zum Beispiel Kriege, Verfolgung, Vertreibung, Armut oder die Klimakrise. Fast zwei Drittel aller geflüchteten Menschen weltweit sind im eigenen Land auf der Flucht. Nur 6,2 Prozent aller Geflüchteten befinden sich in Europa. In Deutschland machen sie nur 3,2 Prozent der Gesamtbevölkerung aus. Europa ist moralisch und rechtlich verpflichtet, Menschen in Not Schutz zu bieten. Man darf sie vor den Toren Europas nicht dem Ertrinken überlassen.

Weil Menschen trotz allem fliehen
Flüchtende, die in Libyen festgehalten oder in Tunesien bedroht werden, haben keine andere Wahl als über das Mittelmeer zu fliehen. Wege zurück in ihre Herkunftsländer gibt es nicht. Ihnen bleibt nur die „Flucht nach vorn“. Sie fliehen über das Mittelmeer, egal ob Seenotrettungsorganisationen im Einsatz sind oder nicht. Die Häufigkeit der Abfahrten von Fluchtbooten ist von den Wetterbedingungen auf See und den Fluchtgründen der Menschen abhängig. Ein Zusammenhang zwischen der Anwesenheit von Rettungsschiffen und der Anzahl von Abfahrten ist mehrfach wissenschaftlich durch unabhängige Studien widerlegt.

Weil Fluchtboote immer in Seenot sind
Schutzsuchende, die aus Libyen oder Tunesien fliehen, befinden sich in Seenot, sobald sie die Küste verlassen: Sie sind gezwungen, auf seeuntauglichen, überbesetzten Booten ohne geeignete Navigations- und Rettungsausrüstung das Mittelmeer zu überqueren. Dabei sind sie meterhohen Wellen und stürmischem Wetter schutzlos ausgeliefert. Die Boote können schnell kentern. Es mangelt an Verpflegung und Treibstoff. Zudem ist die Gefahr groß, dass sich die Menschen durch ein Benzin-Meerwasser-Gemisch in den Booten verätzen und sie verdursten oder ertrinken.

Weil Seenotretter*innen legal arbeiten
Seenotrettungsorganisationen im Mittelmeer arbeiten in internationalen Gewässern und mit den zuständigen maritimen Behörden und anderen zivilen Akteuren zusammen. Eine Zusammenarbeit mit Schleppern wird kategorisch ausgeschlossen. Informationen zu
Seenotfällen werden durch die Suche mit Fernglas und Radar, über die Notrufhotline Alarm Phone, Aufklärungsflugzeuge oder staatliche Stellen gewonnen. Die Arbeit wird minutiös dokumentiert, zuständige Behördenwerden in Echtzeit informiert und Überlebende aus Seenot an einen sicheren, von Leitstellen zugewiesenen Ort gebracht.

Weil Libyen und Tunesien keine sicheren Orte sind
Aus Seenot gerettete Menschen müssen nach Seerecht an einen nahegelegenen und sicheren Ort gebracht werden. Zudem dürfen Menschen nach der Genfer Flüchtlingskonvention niemals in ein Land zurückgebracht werden, aus dem sie vor lebensbedrohlichen Bedingungen fliehen. Menschen nach Libyen und Tunesien zurückzuzwingen, wie es die tunesische und die sogenannte libysche Küstenwache tun, verstößt gegen internationales Seerecht und die Menschenrechte, weil dort die Gefahr von Verfolgung, Misshandlung, unmenschlicher Behandlung und Folter besteht.

Weil Abschottung Schmuggel verursacht
Die EU und ihre Mitgliedstaaten verfolgen mit ihren Gesetzen gegen Menschenschmuggel das Ziel, Migration nach Europa zu verhindern – auf Kosten von Flüchtenden. Statt sie vor Ausbeutung zu schützen, werden sie von EU-Staaten kriminalisiert. Tausende Flüchtende, die gezwungenermaßen ein Boot gesteuert haben, sitzen in Italien und Griechenland wegen vermeintlichen Menschenschmuggels in Haft. Um Menschen wirksam zu schützen und Menschenschmuggel zu verhindern, braucht es sichere und legale Fluchtwege in die EU.

Weil Europa Verantwortung übernehmen muss
Die Europäische Union und ihre Mitgliedstaaten lagern Asylverfahren und den Flüchtlingsschutz im zentralen Mittelmeerraum an Drittstaaten wie Tunesien, Libyen oder Albanien aus. Dazu gehört auch die Unterstützung der sogenannten libyschen und der tunesischen Küstenwache, die illegale Rückführungen vollziehen und für Menschenrechtsverletzungen verantwortlich sind. Diese missbräuchlich mit Steuergeldern finanzierte Externalisierungspolitik kostet die EU bis 2027 rund 290 Millionen Euro, ist ineffektiv und mit europäischen Werten, Völkerrecht und europäischem Recht nicht vereinbar.

Weil Schutz für jede*n gilt
Die übers Mittelmeer Flüchtenden fliehen vor bewaffneten Konflikten, Verfolgung, Folter und Menschenhandel. Sie suchen eine Zukunft mit Bildung, in Würde und vor allem Sicherheit. Sie nehmen grundlegende Rechte wahr, die ihnen in ihren Herkunfts- oder Transitländern häufig dauerhaft verwehrt sind. Sie alle haben nach der Genfer Flüchtlings- und der Europäischen Menschenrechtskonvention das Recht auf ein faires und rechtsstaatliches Asylverfahren mit individueller Schutzprüfung. Deswegen ist eine pauschale Zurückweisung von Schutzsuchenden ohne Prüfung an allen Grenzen illegal.

Weil Leben retten Pflicht ist
Seit 2014 sind mehr als 30.000 Menschen im Mittelmeer ertrunken. Statt für die Einhaltung des Seerechts zu sorgen und ein effektives, europäisches Seenotrettungsprogramm aufzusetzen, schottet sich die EU weiter ab. Zivile Organisationen wie SOS Humanity übernehmen Verantwortung und retten Menschenleben, während die EU ihren Verpflichtungen zur Seenotrettung und Wahrung der Menschenrechte nicht nachkommt.