„Jeden Tag stirbt ein Kind auf der Fluchtroute zentrales Mittelmeer“ – SOS Humanity und SOS-Kinderdörfer weltweit fordern besseren Schutz unbegleiteter Minderjähriger auf der Flucht

Bild eines geretteten Kindes an Bord der Humanity 1.
Max Cavallari / SOS Humanity

Berlin, 21. Oktober 2025 – Kinder gehören zu den Hauptleidtragenden der weltweiten Fluchtbewegungen. Darauf machten SOS-Kinderdörfer weltweit und SOS Humanity in einem gemeinsamen Pressegespräch aufmerksam. 

„Das zentrale Mittelmeer ist eine der tödlichsten Fluchtrouten der Welt“, sagte Till Rummenhohl, Geschäftsführer von SOS Humanity. „In den vergangenen zehn Jahren sind dort über 21.000 Menschen gestorben oder verschwunden – darunter mehr als 3.500 Kinder. Im Schnitt stirbt jeden Tag ein Kind.“ 

Der Anteil unbegleiteter Minderjähriger an den aus Seenot Geretteten sei zuletzt gestiegen. Bei Rettungseinsätzen von SOS Humanity sei in den vergangenen zehn Jahren im Durchschnitt rund ein Viertel der Geretteten allein reisende Jugendliche gewesen.  

Rummenhohl kritisierte die europäische Abschottungspolitik: „Die EU finanziert Milizen in Libyen und Tunesien, die Geflüchtete misshandeln, foltern und in die Wüste abschieben. Das muss sofort aufhören.“ 

Lanna Idriss, Vorständin der SOS-Kinderdörfer weltweit, betonte: „Kinder fliehen nie freiwillig. Kriege, Armut und Klimakatastrophen zwingen sie dazu – oft allein.“ Idriss forderte umfassenden Schutz entlang der gesamten Fluchtroute: „Kinder dürfen nicht inhaftiert werden. Sie müssen kindgerecht untergebracht und betreut werden – mit Schutz, Fürsorge und Perspektive.“ 

Die Psychologin Ester, 2024 ehrenamtlich auf dem Rettungsschiff Humanty 1 tätig, berichtete von tief traumatisierten Jugendlichen: „Viele zeigen Spuren von Folter und sexualisierter Gewalt – und trotzdem eine enorme Stärke und Resilienz. Schon kleine Momente von Normalität an Bord, wie Musik oder Spiel, geben ihnen Hoffnung.“ 

Die Schauspielerin Nina Kunzendorf, die jährlich an der szenischen Lesung von Augenzeugenberichten, Tatort Mittelmeer, mitwirkt, sagte: 
„Bei aller Komplexität der Welt – wenn Menschen in Seenot sind, müssen sie gerettet werden. Das ist Menschlichkeit in ihrer einfachsten Form.“ 

Beide Organisationen fordern ein Ende der EU-Zusammenarbeit mit Libyen und Tunesien sowie den Aufbau staatlicher Rettungsmissionen auf dem Mittelmeer.  

„Kinderrechte enden nicht an Europas Außengrenzen“, so Idriss und Rummenhohl. 

Elisabeth Sellmeier / SOS Humanity
Aufzeichnung des Pressegesprächs

Die Aufzeichnung des Pressegesprächs finden Sie hier: SOS Humanity – Youtube

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