Rescue Report No. 1
29.09.2022. Die zivile Seenotrettungsorganisation SOS Humanity kritisiert in ihrem am heutigen Donnerstag veröffentlichten Einsatzbericht die bei Seenotfällen im Mittemeer zuständigen staatlichen Stellen. Mit zahlreichen Zahlen und Fakten wird detailliert die mangelnde Unterstützung bei vier Rettungen mit insgesamt 414 Geretteten beschrieben.
Weiterhin stellt der Bericht die achtzehn Anfragen für einen sicheren Ort und die für Hunderte Menschen quälende Wartezeit von bis zu siebzehn Tagen an Bord dar. Die Tatsache, dass 187 Minderjährigen an Bord waren, darunter zahlreiche kleine Kinder und 105 unbegleitete Jugendliche unter achtzehn Jahren, beschleunigte nicht die Zuweisung eines Hafens. Frischwasser und Nahrung mussten schließlich rationiert werden, die hygienischen und medizinischen Bedingungen waren prekär.
„Staatliche Akteure missachten auf dem Mittelmeer ihre gesetzlichen Verpflichtungen zur Rettung von Menschen auf der Flucht. Dies mussten wir bei dem ersten Rettungseinsatz der Humanity 1 wieder einmal erleben“, sagt die politische Referentin von SOS Humanity, Mirka Schäfer, die ab Ende August vier Wochen in der neuen Position der Menschenrechtsbeobachterin an Bord war. „Es setzt Menschenleben aufs Spiel, wenn Rettungsleitstellen zivile Schiffe über Notfälle nicht informieren. Dass sie sich weigern, Rettungen auch mit NGO-Schiffen zu koordinieren, ist menschenverachtend. Ohne die gemeinsamen Anstrengungen der zivilen Akteure hätten wir noch mehr Tote auf See zu beklagen. Die Europäische Union muss diese Politik der staatlichen Vernachlässigung von Menschenleben umgehend beenden.“
Der Einsatzbericht von SOS Humanity umfasst eine detaillierte Chronologie jeder einzelnen Rettung und analysiert die aktuellen Erfahrungen auf See und mit den staatlichen Akteuren. Die zivile Seenotrettungsorganisation stellt dar, was nötig ist, damit Menschen im Mittelmeer nicht mehr ertrinken müssen. Das wichtigste Fazit des SOS Humanity-Einsatzberichts: Die europäischen staatliche Stellen müssen internationales Seerecht einhalten. Das bedeutet Rettungen mit allen verfügbaren Schiffen zu koordinieren und umgehend einen sicheren Ort zuzuweisen.
„Unser Rettungseinsatz zeigt einmal mehr, dass Seeleute bei Seenotfällen im Mittelmeer allein gelassen werden, was für mich nicht akzeptabel ist“, wird Konrad, Erster Offizier auf der Humanity 1, im Bericht zitiert. „Ich fordere daher die europäischen Staaten auf, ihrer Verpflichtung nachzukommen, maritime Notfälle auf europäischer Ebene zu koordinieren.“
Alle Details finden Sie in dem ab heute online verfügbaren, vollständigen Rescue Report
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