Wir können weiter retten – Dank euch!

Nachdem unsere Crew in den letzten zwei Wochen insgesamt 403 Menschen aus Seenot rettete, befindet sie sich nun auf dem Weg nach Siracusa, wo die Vorbereitungen für den nächsten Einsatz der Humanity 1 stattfinden werden. Dieser ist dank zahlreicher eingegangener Spenden gesichert! Viele haben auf unseren Notruf „SOS – Rette unser Schiff!“ reagiert und insgesamt über 270.000 Euro gespendet. Dieses Geld wird dringend gebraucht: Vorräte, Treibstoff und Rescue-Kits müssen aufgestockt und Wartungsarbeiten durchgeführt werden, damit die Humanity 1 wieder einsatzbereit ist.
Nachdem die Geretteten am Ende eines Einsatzes von Bord der Humanity 1 gehen, hat die Crew ihre Aufgabe erfüllt: Sie hat Menschen gerettet und sie an einen sicheren Ort gebracht – und damit nach internationalem Seerecht die Rettungen abgeschlossen. Ihre Arbeit endet aber noch nicht. Wenn so wie jetzt der zugewiesene Hafen, in diesem Fall Ancona, im Nord-Osten Italiens liegt, dauert es mehrere Tage, bis sie mit die Humanity 1 wieder in Siracusa ankommen, wo unser Rettungsschiff für den nächsten Einsatz vorbereitet wird.
Auf dem Weg dorthin ist es an Bord zwar ruhiger als während der Such- und Rettungseinsätze, aber es gibt noch eine Menge zu tun: Bevor die Crewmitglieder für den nächsten Einsatz mit der Humanity 1 an Bord kommen, wird das Schiff für die Übergabe bereit gemacht. Zudem laufen Abschlussgespräche, um Feedback der Crewmitglieder zum Ablauf des letzten Einsatzes einzuholen und einen guten Wissenstransfer zu gewährleisten.

Dabei sind die Gedanken noch bei den neun Rettungen der letzten Tage und Wochen. Es waren teilweise Rettungseinsätze unter schwierigsten Bedingungen. „Wenn wir nicht dagewesen wären, wären viele dieser Menschen mit Sicherheit ertrunken“, erinnert sich etwa Duarte, zweiter Offizier an Bord. Umso erleichterter ist die Crew, dass dieser Einsatz nicht der letzte der Humanity 1 gewesen ist. Während der gesamten Rotation hat unsere Crew über Social Media dazu aufgerufen, den kommenden Einsatz der Humanity 1 mit Spenden zu sichern. Sehr erfolgreich: Am Ende der Kampagne wurden insgesamt über 270.000 Euro gespendet! „Das bedeutet, dass wir zurück auf das zentrale Mittelmeer fahren können, um dabei zu helfen, Menschenleben zu retten“, sagt Emmanuel, der gerade als Maschinist an Bord ist. Dass die Humanity 1 dort gerade dringend gebraucht wird, zeigen die neun Rettungen von insgesamt 403 Menschen in den letzten beiden Wochen. Jedes Rettungsschiff zählt!
Erst in Siracusa gehen die meisten Crew-Mitglieder von Bord. Emmanuel bleibt. Er wird auch während der nächsten Rotation im August dabei sein – teils mit neuen, teils vertrauten Crewmitgliedern. Zusammen mit dem gesamten Maschinenraum-Team sorgt er dafür, dass alle Maschinen der Humanity 1 zuverlässig laufen. Denn ohne ein voll-funktionsfähiges Schiff können wir nicht retten.

Auch Lebensmittel, Treibstoff und Rescue-Kits müssen aufgestockt werden. Bei jeder Übergabe wird eine gründliche Inventur gemacht. Anhand dieser werden die benötigten Produkte für den nächsten Einsatz besorgt. Tine, die schon mehrmals bei Einsätzen als Köchin an Bord war, hat ein ausgezeichnetes Gespür dafür, was es für die Versorgung unserer 29-köpfigen Crew und zahlreichen Geretteten an Bord braucht. Auch wenn so vorausschauend wie möglich eingekauft wird, sind die Preise für die Lebensmittel, mit denen Tine für die Crew und die Geretteten kocht, stark gestiegen. Auch sie hat deshalb während des aktuellen Einsatzes auf die finanzielle Notsituation von SOS Humanity aufmerksam gemacht. Denn ihr liegt es besonders am Herzen, mit ihrer Arbeit bei der zivilen Seenotrettung der europäischen Migrationspolitik etwas entgegensetzen. Sie sagt: „Ich bin Teil von SOS Humanity geworden, weil ich mich schäme für die europäische Migrationspolitik, die über Leichen geht!“
Auch die Preise für andere notwendige Aspekte unserer Arbeit wie Medikamente, Treibstoff, Kleidung und Rettungsausrüstung sind gestiegen. Insgesamt kosten unsere Rettungseinsätze und der Betrieb unseres Schiffes 25 Prozent mehr als noch vor einigen Monaten. Das gilt natürlich auch für zukünftige Einsätze, die wir ebenfalls planen und vorbereiten müssen. Um zu vermeiden, wieder in eine ähnliche finanzielle Notlage zu geraten wie für den kommenden Einsatz, sind wir daher auf dauerhafte Unterstützung angewiesen. Seenotfälle sind nicht planbar, unsere Hilfe schon!