Anzahl der Notrufmeldungen: zuerst gemeldet von Alarmphone, später bestätigt durch SeaBird2
Anzahl der Notrufe: 3
Ort: internationale Gewässer, maltesische Such- und Rettungszone, 370 km vor der libyschen Küste
Zustand des Bootes: Überbesetztes, nicht seetaugliches, manövrierunfähiges Kunststoffboot ohne Rettungs- oder Navigationsausrüstung
Anzahl der Menschen: 50 (darunter mehrere unbegleitete Minderjährige)
Medizinischer Zustand: Erschöpft, verwirrt, desorientiert, viele leiden unter Seekrankheit und Verbrennungen von Benzin und Salzwasser
Kommunikation mit den Behörden:
Nachdem die Humanity 1 am 25.10.2023 von der italienischen Rettungsleitstelle angewiesen wurde nach einem gemeldeten Seenotfall zu suchen, werden weitere Seenotfälle von Alarm Phone und dem zivilen Aufklärungsflugzeug Seabird gemeldet. Um 20:49 CEST gibt die italienische Rettungsleitstelle neue Koordinaten durch und fordert die Humanity 1 auf, dort hinzufahren.
Der Kapitän informiert die italienische Rettungsleitstelle um 23:19 und 23:52 CEST, dass die Humanity 1 am Einsatzort eingetroffen ist, über den Zustand des Bootes, welches aufgrund starker Welle zu kentern droht und über die Einleitung von Rettungsmaßnahmen. Nach einem Anruf bestätigt die italienische Rettungsleitstelle am 26.10.2023 um 00:43 CEST auch per E-Mail die Anweisung, das Boot in Seenot zu retten. Der wetterbedingt herausfordernde Rettungseinsatz ist um 01:56 CEST abgeschlossen, 50 Menschen werden sicher an Bord gebracht.
Um 02:22 CEST informiert der Kapitän der Humanity 1 die italienische und maltesische Rettungsleitstelle über den Abschluss der Rettung und weist auf einen weiteren offenen Seenotfall hin, der sich 130 km von der Humanity 1 entfernt befindet. Der Kapitän macht zudem deutlich, dass aufgrund eines Sturms auf der Route nach Civitaveccia keine sichere Überfahrt möglich sein wird, er weist auf die vulnerable Situation der Überlebenden hin und bittet aus diesen Gründen um die Zuweisung eines nähergelegenen sicheren Hafens zur Ausschiffung der Geretteten. Daraufhin erhält die Humanity 1 von der italienische Rettungsleitstelle telefonisch die Information, dass die maltesische Rettungsleitstelle die Suche und Rettung von dem Boot in Seenot koordiniert und wird angewiesen nicht nach dem Boot zu suchen, sondern den zugewiesen sicheren Hafen Civitaveccia anzufahren.
Am nächsten Morgen, um 09:28 CEST wiederholt der Kapitän seine dringende Anfrage für einen näheren sicheren Hafen, da die Fahrt nach Civitaveccia aufgrund eines aufziehenden Sturms nicht möglich ist und die Überlebenden an Bord so schnell wie möglich an Land versorgt werden müssen. Um 14:29 Uhr CEST erhält Humanity 1 eine E-Mail von der italienischen Rettungsleitstelle, in der Humanity 1 Taranto an der Ostküste Italiens als neuen sicheren Ort für die Ausschiffung der Überlebenden zugewiesen wird. Taranto ist zu diesem Zeitpunkt etwa 500 km von der Position der Humanity 1 entfernt.