Rettungsschiff nach Bedrohung durch Libyer von Italien festgesetzt

Fotobeweis von der Gewaltbereitschaft der sogeannten libyschen Küstenwache
Camilla Kranzusch / SOS Humanity

Berlin, 06.03.2024. Das Rettungsschiff Humanity 1 wurde am späten Montagabend, nach der Ausschiffung der 77 Geretteten an Bord, von den italienischen Behörden für zwanzig Tage festgesetzt. Am Samstag hatte die sogenannte libysche Küstenwache in die bereits begonnene Rettung mit Waffengewalt eingegriffen, Panik ausgelöst und Menschenleben gefährdet. Zahlreiche Menschen sprangen oder fielen ins Wasser, die Libyer gaben daraufhin einen Schuss ab. Vermutlich ertrank ein Mensch. Doch nicht die Libyer werden von Italien zur Verantwortung gezogen, sondern die um die Rettung aller Menschen in Seenot bemühte zivile Seenotrettungsorganisation SOS Humanity.

„Unser Schiff wurde festgesetzt, obwohl wir uns zu jeder Zeit an das internationale Recht gehalten haben. Wir waren transparent und haben alle Beweise vorgelegt. Jetzt wird die Humanity 1 aufgrund des Piantedosi-Gesetzes aus einem Grund festgehalten, den mir keine der Behörden erklären konnte“, kritisiert Leo, der Kapitän der Humanity 1, im Hafen von Crotone. „Die Humanity 1 war zuerst vor Ort und damit laut Seerecht für die Rettung verantwortlich, ich persönlich als Einsatzleiter. Wir begannen mit der Verteilung der Rettungswesten an Menschen in drei Booten in Seenot. Wäre die sogenannte libysche Küstenwache nicht aufgetaucht, um Überlebende widerrechtlich nach Libyen zurückzubringen, hätten wir die Rettung geordnet durchgeführt. Weil sie jedoch gewaltsam eingriffen, sprangen die Menschen in Panik ins Wasser und wir mussten schließlich die Rettung abbrechen. Ich bin entsetzt, dass Waffen eingesetzt und sogar scharf geschossen wurde – aber nun ausgerechnet wir von Italien für unsere lebensrettende Arbeit abgestraft werden! Die Humanity 1 muss sofort freigelassen werden!“

SOS Humanity wird die Verdrehung der Fakten voseiten der italienischen Behörden nicht hinnehmen. Die Vorgänge im zentralen Mittelmeer am Samstagnachmittag wurden von dem zivilen Aufklärungsflugzeug Seabird 2 gefilmt und das Video veröffentlicht. Das gefährliche Manöver und die Bedrohung mit Waffen durch die sogenannte libysche Küstenwache, die die Crew der Humanity 1 dazu zwang, den Rettungseinsatz abzubrechen, sind damit zweifelsfrei belegt. Die Festsetzung der Humanity 1 wird von den italienischen Behörden damit begründet, dass die Humanity 1 eine gefährliche Situation für die Menschen in Seenot verursacht hätte. Tatsächlich war es die von der EU finanzierte sogenannte libysche Küstenwache, die das Leben der Flüchtenden im Wasser sowie unserer Rettungscrew gefährdeten.

EU fördert den Rechtsbruch auf dem Mittelmeer

Überlebende unter den 77 Geretteten an Bord der Humanity 1 haben der Crew berichtet, dass die sogenannte libysche Küstenwache eine Person im Wasser zurückließ. Sie ist vermutlich ertrunken. Rund 20 Menschen wurden gewaltsam an Bord des Patrouillenboots gebracht und nach Libyen zurückgezwungen. Dieses libysche Patrouillenboot P662 „Murzuq“, das offenbar insgesamt rund 150 Menschen abgefangen hatte und am Samstag zurück nach Libyen brachte, war im Sommer 2023 von der EU an Libyen geliefert worden. Es stammt laut dem italienischen Journalisten Sergio Scandura aus ehemaligen Beständen der italienischen Guarda di Fianza.

Während sich die EU-Innenministerinnen und -minister bei ihrem Treffen Anfang der Woche gegenseitig für ihre inhumane Abschottungspolitik lobten, fordert SOS Humanity sie auf, die Unterstützung und Zusammenarbeit mit der sogenannten libyschen Küstenwache zu beenden. Die durch die EU finanzierten, brutalen Abfangaktionen Flüchtender und deren rechtswidrige Rückführung nach Libyen müssen sofort eingestellt werden. SOS Humanity fordert eine unabhängige Untersuchung der Vorfälle am 2. März und die umgehende Freilassung ihres unrechtmäßig festgesetzten Rettungsschiffs Humanity 1, um weiter Menschen in Seenot vor dem Ertrinken bewahren zu können.

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