Aktuellste Information:

Alle Überlebenden konnten in Genua an Land gehen.

Zuletzt aktualisiert am 20. August 2024 um 12:00 Uhr MESZ.

Rettungen

5
Überlebende

333
Medizinische Evakuierungen

2

Gefunden! Für vier der fünf Boote ging ein Notruf durch eine andere zivile Organisation ein. Ein Boot wurde von der Crew am Radar entdeckt.
Die Boote waren jeweils stark überbesetzt, seeuntauglich und verfügten über keinerlei Rettungs- und Navigationsausrüstung. Teilweise befand sich schon Wasser in den Booten und es roch stark nach Treibstoff. Ein Boot verlor während der Rettung stark an Luft.
Medizinische Situation: Die Geretteten waren von ihrer Flucht stark erschöpft, dehydriert und psychisch belastet. Viele zeigten Zeichen physischer Gewalt. Einige Menschen verloren an Bord das Bewusstsein. Zwei Menschen mussten aus medizinischen Gründen evakuiert werden.
Als sicherer Hafen für die Ausschiffung der Überlebenden der ersten Rettung wiesen die Behörden Civitavecchia – 953,78 Kilometer entfernt – zu. Die Menschen der anderen Rettungen wurden von der italienischen Küstenwache in Sizilien an Land gebracht. Für die Ausschiffung der restlichen Überlebenden musste die Humanity 1 1.240 Kilometer nach Genua fahren.

Such- und Rettungseinsätze

Details:

Am 27.07.2024 verlässt die Humanity 1 den Hafen von Syrakus und bereitet sich an Bord auf den weiteren Einsatz vor. Noch ganz in der Nähe der sizilianischen Küste, östlich von Syrakus, führt die Crew tagsüber und nachts RHIB-Trainings auf See durch und übt andere Szenarien wie Massenunfälle und die Verteilung von Lebensmitteln, um bald voll einsatzbereit zu sein.
Meldung des Seenotfalls: von der Crew am frühen Morgen am Radar entdeckt.

Ort: libysche Such- und Rettungszone, 111 Kilometer nördlich von Tripolis

Zustand des Bootes: weißes, Kunststoffboot ohne Rettungswesten oder andere Rettungsausrüstung, überfüllt, nicht seetauglich,

Anzahl der Geretteten: 60 + 1 Katze

Medizinischer Zustand: Die Menschen sind erschöpft und leiden teilweise unter Schwindel, sind aber in stabiler gesundheitlicher Verfassung. Mindestens eine Frau ist schwanger.

Wetter: sehr gute Sicht, leichte Brise, ruhig-gekräuselte See, kein Wellengang
Aufgrund eines medizinischen Notfalls wurde ein Überlebender zusammen mit einem Familienmitglied durch die italienische Küstenwache von der Humanity 1 evakuiert. Der Patient, der gestern zusammen mit 59 anderen Menschen aus Seenot gerettet wurde, zeigte Symptome, die auf einen Herzinfarkt hindeuten, und benötigt dringend medizinische Hilfe.
Am 4. August kurz nach 13:00 MESZ fährt die Humanity 1 in den Hafen von Civitavecchia ein. Um 14:12 MESZ beginnt die Ausschiffung der 58 verbleibenden Überlebenden. Die ersten, die die Humanity verlassen, sind die 12 unbegleiteten Minderjährigen, gefolgt von Familien, Männern – und einer Katze. Wir wünschen ihnen alles Gute für ihre Weiterreise in Europa und für die Zukunft!
Meldung des Seenotfalls: Notruf per E-Mail erhalten

Ort: libysche Such- und Rettungszone, rund 66 Kilometer nördlich von Zuwara

Zustand des Bootes: kleines überbesetztes und seeuntaugliches Schlauchboot mit defektem Motor, ohne Rettungsausrüstung, mit Wasser vollgelaufen

Anzahl der Geretteten: 13

Medizinischer Zustand: mehrere Fälle von Salzwasser-Benzin-Verbrennungen, ein Mann mit Atemproblemen

Wetter: sehr gute Sicht, leichte Brise, ruhig-gekräuselte See, hohe Temperaturen von 28 Grad Celsius
Meldung des Seenotfalls: Meldung vom Aufklärungsflugzeug Colibri

Zustand des Bootes: überbesetztes und seeuntaugliches Schlauchboot, tief im Wasser und instabil; während der Rettung verliert es an Luft und Menschen geraten ins Wasser.

Anzahl der Geretteten: 117

Medizinischer Zustand: Mehrere Menschen sind dehydriert, erschöpft und seekrank oder haben Verletzungen. Eine Person verliert an Bord kurz das Bewusstsein, kann dann aber stabilisiert werden.
Meldung des Seenotfalls: Meldung vom Aufklärungsflugzeug Colibri

Zustand des Bootes: überbesetztes Kunststoffboot ohne Rettungsausrüstung

Anzahl der Geretteten: 23

Medizinischer Zustand: Die Menschen sind stark erschöpft. Eine Person befindet sich in einem extrem kritischen gesundheitlichen Zustand. Sie verliert für mehrere Minuten das Bewusstsein. Es besteht der Verdacht auf Organversagen. Eine Person ist schwanger.
Nach insgesamt vier Rettungen gestern befand sich ein Geretteter in einem extrem kritischen gesundheitlichen Zustand. Nach Einschätzung unseres Bordarztes war er dem Risiko eines Organversagens ausgesetzt und brauchte dringend Intensivpflege an Land.

Wir kontaktierten die zuständigen Behörden, um eine medizinische Evakuierung zu organisieren. Später kontaktierten wir die maltesische Rettungsleitstelle für weitere Informationen. Sie legten erst auf. Dann informierte sie uns, sie hätte keine Kapazitäten. Sie versäumte es sogar, wesentliche Informationen umgehend an die italienische Rettungsleitstelle weiterzuleiten. Nach wiederholten Anfragen und mehreren Stunden veranlassten die italienischen Behörden schließlich eine Evakuierung. Erst auf das Drängen unserer Crew hin durften zwei Familienmitglieder – eines davon minderjährige – sie begleiten.
Die italienischen Behörden wiesen uns an, einen Teil der Überlebenden an die italienische Küstenwache zu übergeben. Diese Menschen wurden umgehend an Land gebracht.

Unser Care-Team stand unter hohem Druck zu entscheiden, welche Menschen die Humanity 1 heute verlassen konnten und welche noch weitere dreieinhalb Tage in extremer Hitze an Deck ausharren müssen. Es besteht das Risiko, dass Verwandte und Freund*innen, die sich zusammen auf die lebensgefährliche Flucht machten, getrennt wurden.
Nach einer über viertägigen Fahrt erreichte die Humanity 1 heute den Hafen von Genua – im Norden Italiens. Die Crew ist erleichtert, dass die 200 Geretteten endlich sicheren Boden betreten können, wobei einige direkt ins Krankenhaus gebracht werden mussten.

Am 15. August löste ein Unwetter die extreme Hitze der vorherigen Tage ab. Starker Regen, Donner, Blitze und Hagel erschwerten die Fahrt für unsere Crew und vor allem für die Geretteten, die sich überwiegend an Deck des Schiffes aufhielten.