Softwareentwickler Tom über seinen Beitrag auf der Humanity 1

Tom (Software-Entwickler für Registrierungsprogramm an Bord) lächelnd vor dem blau-gelben Rettungsschiff Humanity 1.
Wanda Proft

Tom ist Softwareentwickler und hat auf der Humanity 1 die Software für die Registrierung Geretteter sowie für die Dokumentation der Bedarfe und Behandlungen in unserer Bordklinik geschrieben. Beide Programme helfen uns dabei, den Überblick zu behalten und wichtige Informationen nachvollziehbar zu speichern.

Gerade war Tom in Burriana, wo die Humanity 1 in den vergangenen Monaten für die kommenden Einsätze fit gemacht wurde. Wir haben ihn getroffen, um mehr über die von ihm entwickelten Anwendungen und seine Motivation zu erfahren. Lest gleich rein!

Lieber Tom, vielen Dank, dass du dir die Zeit für dieses Interview genommen hast. Wichtigste Frage: Wie bist du auf die Idee gekommen, deine Kenntnisse im Bereich der Softwareentwicklung in der zivilen Seenotrettung einzubringen?

In den letzten Jahren habe ich die Erfahrung gemacht, dass sich viele Menschen in unserer Gesellschaft mehr und mehr an ihren eigenen Interessen und Vorteilen orientieren. Die Verantwortung für andere wird dabei zunehmend außer Acht gelassen.  Gleichzeitig hat unser Verhalten in Politik, Wirtschaft und natürlich auch der Natur enorme Auswirkungen auf das Leben anderer Menschen. Im globalen Süden führt das zu teilweise Existenz bedrohenden Bedingungen, denen Menschen auch durch die gefährliche Flucht über das Mittelmeer zu entkommen versuchen.

Ich möchte mich meiner Verantwortung stellen, nicht einfach zuzusehen, wenn anderen die Grundlagen ihres Lebens entzogen werden. Das kann ich unter anderem, indem ich meine Erfahrung im Bereich der Softwareentwicklung nutze.

Es gibt mir die Möglichkeit, anderen bei ihrem Einsatz für Menschen in Not, Werkzeuge bereitzustellen, die ihre Arbeit erleichtern. Dadurch bleibt dann auch mehr Zeit für die Zuwendung zu den Menschen, die sie retten.

Kannst du die Programme ganz kurz vorstellen / erklären und dabei darauf eingehen, wie du den Prozess zur Entwicklung gestaltet hast?

Die Programme, die ich bisher bereitstellen konnte, befassen sich im Wesentlichen mit der Registrierung geretteter Menschen. Dabei geht es erstmal nicht um persönliche Daten. Vielmehr werden Angaben erfasst, die unter anderem für die Kommunikation mit Behörden, aber auch auf der Humanity 1 erforderlich sind. Dazu gehört beispielsweise die genaue Zahl der geretteten Menschen, aufgeschlüsselt nach Männern, Frauen, Schwangeren oder (unbegleiteten) Minderjährigen. Darauf greift auch das zweite Programm zu. Es dient der Dokumentation medizinischer Behandlungen in der Bordklinik und beispielsweise der Erstellung von Berichten zu medizinisch erforderlichen Evakuierungen.

Als Entwickler von Individualsoftware bin ich immer darauf angewiesen, im Gespräch mit den Anwendern ein Verständnis zu entwickeln: Was wird tatsächlich gebraucht? In welcher Umgebung wird die Software eingesetzt?

Das haben eure Teams auf hervorragende Weise vermittelt. Darauf aufbauend haben wir Strukturen und Funktionen entwickeln können, die den formalen Aufwand verringern und – wie schon gesagt – mehr Zeit für die Menschen lassen, denen ihr helft.

Du bist extra zur Werft gefahren, um an der Finalisierung der Programme zu arbeiten. Wie war es für dich, auf der Humanity 1 zu sein? Gibt es etwas, das du gerne teilen würdest?

Ich war vor allem unglaublich beeindruckt von den Menschen an Bord der Humanity 1, die mit größter Hingabe eine Umgebung schaffen, in der sich die Geretteten wohlfühlen können. Das sind nicht nur die offensichtlichen Dinge wie ein Boden, der vor den Wellen schützt, oder ein Dach, das Sonne und Regen abhalten kann. Es sind zum Beispiel auch die liebevoll gemalten Bilder in den Duschen und dem Schutzraum für Frauen und Kinder, die ein Gefühl von Willkommen sein vermitteln.

Unterstützung aus der Zivilgesellschaft, wie du sie durch deine Expertise einbringst, ist wichtig und wertvoll. Zum Abschluss wollen wir deshalb noch von dir wissen: Was bedeutet Menschlichkeit für dich und welche Rolle spielt diese Bedeutung in deinem Engagement für die zivile Seenotrettung?

Für mich bedeutet Menschlichkeit, in den anderen die Menschen zu sehen und sie als solche auch zu behandeln. Die zivile Seenotrettung setzt dieses Prinzip um, anders, als sich das zum Beispiel in der Politik der EU widerspiegelt. Wenn ich euch unterstütze, fühle ich mich selbst einfach menschlicher.

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