Caro, Matrosin und Teil der maritimen Crew auf der Humanity 1

Max Cavallari / SOS Humanity

Caro aus Mexiko ist als Matrosin Teil unserer maritimen Crew. Während eines Rettungseinsatzes ist ihr Platz die sogenannte embarkation zone – also der Bereich des Schiffes an dem Gerettete von einem der schnellen Rettungsboote auf die Humanity 1 kommen.

Gemeinsam mit einem weiteren Crewmitglied greift Caro in dieser Position jeder geretteten Person unter die Arme und hilft ihr über die Einstiegsleiter. Damit ist sie eine der Ersten, die gerettete Menschen an Bord in Empfang nimmt.

Im November und Dezember 2022 war sie an Bord und hat die Rettung und Versorgung von 441 Kindern, Frauen und Männern unterstützt. Lukas, der an Bord der Humanity 1 für die Kommunikation verantwortlich ist, hat sie nach diesen Einsätzen interviewt.

Was Caro antreibt, wie es ist als Frau in einem stark männlich dominierten Bereich zu arbeiten und warum sie sich für mehr Menschlichkeit auf See und an Land einsetzt, könnt ihr hier nachlesen.

Was motiviert dich, Teil der Crew von SOS Humanity zu sein?

Es ist für mich der perfekte Job und der perfekte Ort, denn hier gibt es die zwei Dinge, die ich am meisten liebe: Menschen zu helfen und auf See zu sein. Hier kann ich den Menschen helfen, die mitten im Mittelmeer in Not geraten sind.

Wie ist es für dich, Seefahrerin zu sein? Gibt es bestimmte Erfahrungen, die du teilen möchtest?

Als weibliche und mexikanische Seefahrerin war die Arbeit auf See von Anfang an schwierig. Immer musst du beweisen, dass du fähig für den Job bist. Ständig wirst du von Männern aufgrund deines Geschlechts getestet; ob du gut genug für die Position bist, ob du dich benehmen kannst und ob du dich nicht von deinen eigenen Gefühlen leiten lässt, sondern nur von deinem Verstand. In diesem Umfeld einen Fehler zu machen, bedeutet aufgrund deines Geschlechts und nicht als Mensch beurteilt zu werden.

Meine Erfahrungen?
Da habe ich eine Menge zu erzählen. Es fängt bei sexueller Belästigung durch Vorgesetzte an. Geht über zu den Witzen darüber, dass du ein “Mädchen” bist und dem ein oder anderen Kommentaren über deine „mangelnden“ Fähigkeiten. Und endet mit dem insgesamt respektlosen Verhalten, mit dem du umgehen musst, weil deine (männliche) Umgebung dich als Fremde ansieht. Dabei müssten alle wissen, dass Schiffe für alle da sind, unabhängig vom Geschlecht.

Allgemein ist die Situation so, dass Frauen nicht als kompetente Personen für die Arbeit auf Schiffen angesehen werden. Männliche Kollegen glauben, dass wir als Frauen nicht stark genug sind, um diesen Job zu machen. Das muss sich ändern. Männer müssen einsehen, dass ihre Schwester, Freundin oder Kollegin die gleichen Fähigkeiten hat, wie jeder andere Mensch auch. Das Geschlecht bestimmt nicht die Fähigkeiten einer Person.

Ich bin SOS Humanity zutiefst dankbar, dass ich meine Fähigkeiten und Aufgaben an Bord frei entwickeln kann. Das zeigt das Vertrauen, das in mich gesetzt wird. Ich werde als Person behandelt und meine Fähigkeiten und meine Arbeit nicht aufgrund meines Geschlechts beurteilt. Das ist ein gutes Gefühl.

Menschlichkeit bedeutet für mich, dass alle Menschen eine faire Behandlung erfahren und Zugang zu den grundlegenden Menschenrechten haben. Das bedeutet auch, dass alle Menschen auf der Welt mit Liebe und Respekt behandelt werden, unabhängig davon, wo sie geboren wurden oder welche körperlichen Merkmale sie haben.

Was sind deine politischen Forderungen?

Gesetze und Verhaltensweisen müssen so geändert werden, dass alle Menschen in allen Ländern der Welt akzeptiert und gleich behandelt werden – unabhängig von unserem Geburtsort oder unserer Hautfarbe.

Was wünscht du dir für das Jahr 2023?

Ich wünsche mir, dass Politiker*innen oder Menschen in mächtigen Positionen anfangen, sich der Situation im Mittelmeer bewusst zu werden und sich für Menschlichkeit einsetzen. Außerdem hoffe ich, dass die Menschen, die sich in der Menschenrechtsbewegung engagieren, weiter aushalten, Widerstand leisten und sich weiterhin für Veränderungen einsetzen.

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