David, Care-Koordinator auf der Humanity 1

Care Koordinator David mit Fernglas auf der Brücke der Humanity 1
Max Cavallari

David ist im kommenden Einsatz als Care-Coordinator an Bord der Humanity 1. In dieser Position leitet er ein Team von sieben Freiwilligen, welches sich um die Schutz- und Versorgungsangebote für die Geretteten an Bord sowie ihr allgemeines Wohlbefinden kümmert.
Dies beinhaltet neben der medizinischen und psychologischen Betreuung sowie der Essensvergabe unter anderem auch die Vermittlung von Menschen mit besonders hoher Schutzbedürftigkeit, wie z.B. unbegleitete Minderjährige, an Partnerorganisationen an Land. Dazu zählen das Rote Kreuz oder auch der UNHCR.

Kurz bevor wir in den Einsatz im zentralen Mittelmeer zurückkehren, haben wir mit David über seine Arbeit und die besonderen Herausforderungen im Kontext der zivilen Seenotrettung gesprochen.

Was sind die wichtigsten Maßnahmen bei der Versorgung und dem Schutz von aus Seenot geretteten Menschen?

Besonders wichtig sind eine transparente Kommunikation und ein respektvoller Umgang mit den Menschen. Ein gutes Instrument dafür sind die täglichen Morgenmeetings mit den Geretteten an Bord. Sie erhalten ihnen einen Überblick über den Tagesablauf, aber auch über die weiteren Einsatzpläne und mögliche Entwicklungen bei der Suche nach einem sicheren Hafen. Dabei geben wir ihnen auch die Möglichkeit, ihre Fragen, Meinungen und Gedanken einzubringen. Wir begegnen ihnen ehrlich und auf Augenhöhe: Das ist die Grundlage für jede weitere Versorgung an Bord.

Was sind aus deiner Perspektive als Care-Koordinator die größten Herausforderungen, um die Menschen, die wir retten, an Bord bestmöglich zu schützen und zu versorgen?

Herausfordernd sind in der aktuellen Situation in erster Linie die politischen Rahmenbedingungen, die eine gute Vorausplanung unserer Arbeit extrem schwer machen, da der Ort und die Dauer von Hafenzuweisungen unberechenbar ist. Außerdem können wir mit den begrenzten medizinischen und psychologischen Mitteln und dem limitierten Platz an Bord nur die Erfüllung der Grundbedürfnisse der Menschen gewährleisten.
Bei spezifischen Krankheitsbildern, die weiterführende Behandlungen benötigen, stoßen wir an die Grenzen des Machbaren. Auch das unberechenbare Wetter kann zu einer Herausforderung werden., Ein Großteil der Menschen verbringt die Zeit bei uns an Bord an Deck, wo sie essen, schlafen und sich tagsüber beschäftigen. Nässe und Kälte können den Zustand der Menschen verschlechtern, Seekrankheit sie zusätzlich schwächen.

Du hast die Zuweisung weit entfernter Häfen schon angesprochen. Welche Folgen kann diese neue Praxis für aus Seenot gerettete Menschen haben?

Es gibt einen Grund, warum eine Rettung nach dem Seerecht erst mit der Zuweisung eines sicheren Hafens abgeschlossen ist. Solange Gerettete an Bord eines Schiffes verbleiben, befinden sie sich in einer Extremsituation, die erst dann endet, wenn sie alle sicher an Land gehen können.

Denn an Bord stehen nur begrenzt Platz und Mittel zu Versorgung zur Verfügung. Je länger sie an Bord verbleiben, desto größer wird das Risiko, dass sich ihr medizinischer Zustand, aber auch ihre allgemeine psychische Situation destabilisiert. Eine lange Fahrt zu einem weit entfernten Hafen setzt die Menschen unnötigen Risiken und ganz allgemein einer hohen Belastung aus.

Gibt es politische Forderungen die du aus deiner Arbeit als Care Coordinator ableiten würdest?

In erster Linie müssen bereits existierende Menschenrechte eingehalten werden. Alle Menschen haben ein Recht auf Leben, auf Schutz und auch darauf, einen Asylantrag zu stellen. Ohne legale Fluchtwege können all diese Rechte nicht sichergestellt werden.

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