Eva, Matrosin und Teil der maritimen Crew auf der Humanity 1

Matrosin Eva auf der Brücke des Rettungsschiffes der Humanity 1 beim Ausschauhalten mit Fernglas
Max Cavallari / SOS Humanity
Matrosin Eva bei der Verteilung von Rescue Kits auf der Humanity 1
Max Cavallari / SOS Humanity

Als Seefahrerin und Mitglied unserer maritimen Crew übernimmt Eva aus Frankreich an Bord typische Matros*innenarbeit wie Wartungstätigkeiten an Deck oder Wachschichten auf der Brücke.

Vor, während und nach der Rettung ist ihr Platz an Deck. Sie unterstützt das Aussetzen sowie Einholen unserer schnellen Rettungsboote und verteilt die sogenannten Rescue-Kits an die geretteten Menschen. Damit ist sie eine wichtige erste Ansprechpartnerin für die Menschen, die an Bord kommen.

Nach ihrem zweiten Einsatz an Bord der Humanity 1 im Dezember 2022 hatten wir die Chance Eva zu interviewen. Hier könnt ihr nachlesen, was sie motiviert, welche Erfahrungen sie als Matrosin bisher gemacht hat und welche politischen Änderungen sie fordert.

Das Interview ist Teil unserer Reihe #FrauenRetten rund um den Weltfrauentag.

Was motiviert Dich, Teil der SOS Humanity-Crew zu sein?

Ich habe mich schon immer für das Meer begeistert. Als Kind habe ich mich oft auf den Docks herumgetrieben, und mehrere Mitglieder meiner Familie arbeiten in der Schifffahrtsbranche. Ich erinnere mich noch gut an den Geruch der Netze, die meine Onkel in der Garage meiner Großmutter lagerten, und an die Seemannsgeschichten.

Letztes Jahr beschloss ich, mich beruflich zur Matrosin ausbilden zu lassen. Es ist schwer zu erklären, was ich fühle, wenn ich auf See bin, aber ich bin sicher, dass ich dort hingehöre. Die Arbeit in einer Seenotrettungsorganisation ermöglicht es mir, in dem Bereich zu arbeiten, den ich liebe. Gleichzeitig gibt er mir die Möglichkeit, die Menschenrechte zu verteidigen und gegen die Ungerechtigkeiten vorzugehen, die jeden Tag im Mittelmeer geschehen. Seit ich Teil der Humanity 1 Crew bin, habe ich das Gefühl, dass es mehr als nur ein Job ist; es ist auch eine Möglichkeit, ethische und moralische Werte zu verteidigen.

Wie ist es für Dich, eine Seefahrerin zu sein? Gibt es Erfahrungen, die Du teilen möchtest? Wie ist die allgemeine Situation und wie sollte sie sich ändern?

Ich denke, dass die maritime Welt für Frauen im Allgemeinen nicht einfach ist, obwohl sich die Dinge langsam ändern. Als ich anfing zu arbeiten, war mein erster Job eine Doppelfunktion: Ich musste an Deck sein und auch kochen. Der Kapitän machte mir sehr schnell klar, dass die Arbeit an Deck nichts für mich sein würde. Im Allgemeinen hörte ich viele machohafte und sexistische Kommentare, ganz im Sinne des alten Aberglaubens, dass Frauen an Bord nichts zu suchen hätten.

Glücklicherweise hatte ich mehrere Freunde, die in der Schifffahrt arbeiteten und mich eines Besseren belehrten. Außerdem war ich sehr motiviert, eines Tages für eine Nichtregierungsorganisation im Bereich der Seenotrettung zu arbeiten. Also machte ich weiter.

Als ich auf der Humanity 1 anfing, gefiel mir der Arbeitseinstellung. Mein Team bestand aus mir, einer weiteren Frau und zwei Männern – alle mit einem unterschiedlichen kulturellen Hintergrund. Es wurde kein Unterschied zwischen Männern und Frauen gemacht: jede*r wird berücksichtigt, trainiert und lernt voneinander. Ich hoffe, dass Frauen auch in anderen maritimen Sektoren stärker vertreten und anerkannt werden.

Was bedeutet „Menschlichkeit“ für Dich?

Für mich umfasst der Begriff der Menschlichkeit Wohlwollen, Großzügigkeit und Mitgefühl gegenüber anderen Menschen. Es sind Werte, die es uns ermöglichen, uns als großes Ganzes zu sehen und als Menschen zu wachsen.

Gibt es politische Forderungen, die Du teilen möchtest?

Das wäre eine lange Liste…

Ich würde mir wünschen, dass die europäischen Regierungen die Augen öffnen und sich gemeinsam für eine Verbesserung der Situation im Mittelmeer einsetzen. Die Migrationspolitik sollte überdacht werden, damit Menschen mit mehr Menschlichkeit und Würde behandelt werden.

Ganz allgemein erwarte ich konkrete politische Maßnahmen zur Unterstützung von Menschen, die unter Diskriminierung und sozialer Ausgrenzung leiden.

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